Licht und Schatten: Rollläden beim Passivhaus

Der „Sonderwunsch“ der bei uns finanziell am stärksten ins Kontor schlägt werden die Jalousien sein (siehe hier). Eigentlich finde ich es fast schon „unseriös“, dass dies bei einem Passivhaus überhaupt ein Sonderwunsch ist. Denn ein Passivhaus sollte – zumindest auf den am stärksten von der Sonne beschienenen Seiten – meines Erachtens unbedingt Rollläden haben.

Standardmäßig. Denn Passivhäuser sind darauf ausgerichtet, dass sie möglichst über die Fenster viele solare Gewinne erzielen, um in der kalten Jahreszeit die Heizkosten zu minimieren: Man lässt in erster Linie durch die Sonne heizen, Heizkörper sind nur für sehr lange, kalte Perioden ohne Sonne da. Quasi als Notfall-Backup.

Ein schönes Prinzip, dass allerdings im Sommer seine Schattenseiten (hohoho ;)) aufweist. Denn auch dann sammelt das Passivhaus ja fleißig Sonne ein und heizt sich von innen her auf. Da bringen auch die gut isolierten Wände nichts. Im Gegenteil: Sie lassen die Wärme nicht wieder nach draußen. Da würde einem dann förmlich die Spucke kochen.

Wo sind Rollläden wirklich nötig?
Zwar werden Rolläden eigentlich nur auf Süd- und Westseite unbedingt angeraten, aber wir wollen auf Nummer sicher gehen und statten auch die Ostseite damit aus. Denn da steht schließlich den ganzen Vormittag lang die Sonne und kann auch da schon ganz schön „knallen“.

Und schließlich haben Rollläden ja noch andere Vorzüge als sich vor der Sonne zu schützen: Man kann sich vor Einblicken schützen und Schlafräume verdunkeln. Viele erhoffen sich auch eine einbruchhemmende Wirkung von Rollläden. Allerdings hat dies allenfalls einen homöopathischen Effekt, habe ich mir sagen lassen. Denn es ist für Profis ein leichtes, Rollläden händisch nach oben zu schieben. Aber zumindest macht es es den Einbrechern nicht leichter. 😉

Im gewisser Weise allerdings befördert so ein Rolladen möglicherweise sogar noch einen Einbruch. Denn wenn man im Urlaub ist und über lange Zeit hinweg die Rollläden unten lässt, ist dies ein ziemlich deutliches Signal an potenzielle Einbrecher: Hier ist niemand zu Hause.

Rollläden haben ihren (hohen) Preis
Wie so vieles, sind auch die Rollläden am Passivhaus recht teuer. Für die kleinsten Fenster geht es bei uns bei 600 Euro los. Das dreiteilige Terassenfenster kostet sogar 1.250 Euro. Alles in allem kommen wir für Rollläden vor allen Fenstern auf Kosten von rund 6.900 Euro. Viel Geld. Sehr, sehr viel. Und da ist ein Rollladen für das Dachfenster noch nicht einmal mit drin. Da man diesen aber auch nachträglich anbringen kann, haben wir den erst einmal aus dem Kaufvertrag herausgelassen und lassen das später vornehmen.

Da lässt sich der Bauträger sicherlich auch mitbezahlen, dass man nur schwer eine Alternative hat, denn die Rollläden kann man so ohne weiteres nicht wieder nachträglich anbringen. Zudem wird es sicherlich auch dadurch teurer, dass eine bessere Dämmung im Bereich der Rollläden erforderlich ist, da der Rollladen ja praktisch einen „Eingriff“ in die Gebäudehülle darstellt.

Außerdem sind ausschließlich elektrische Jalousien möglich, das macht es auch nochmal teurer. Denn wenn man sie von Hand betreiben wollen würde, müsste ja auch „Gurt“ nach Innen führen, der dann eine klassische Wärmebrücke darstellen würde. Da könnte die Winterkälte schön durchkriechen.

Rollläden erhöhen Heizenergiebedarf
Einen positiven energetischen Effekt im Winter sollte man sich von den Rollläden aber nicht erhoffen. Man könnte zwar glauben, dass dies so wäre, da man durch ihn noch einen zusätzlichen Schutz vor den Fenstern hätte.

Dies ist zwar prinzipiell richtig, letztendlich wiegt der „Eingriff“ in die Gebäudehülle, der durch den Rollladen-Kasten ja vorgenommen wird, aber schwerer, da dort dann die Dämmung „schwächer“ ist. Es ist und bleibt zwar auch dann ein Passivhaus mit hervorragenden Werten, ohne fährt man im Winter aber etwas besser. Sagte uns zumindest unser Verkäufer (der ja eigentlich kein Interesse daran haben dürfte, uns einen Sonderwunsch auszureden ;)).

Letztendlich ist für uns der Sonnenschutz aber deutlich wichtiger, sodass Rollläden für uns ohne Alternative sind. Lediglich bei einem Fenster sind wir am überlegen, nämlich dem Gäste-WC-Fenster. Es ist ein sehr kleines Fenster und befindet sich zudem auf der Ostseite, wo viele Passivhaus-Experten einen Sonnenschutz sogar für ganz verzichtbar halten (was ich persönlich nicht so sehe). Ich suchte dazu noch einmal Rat in zwei Foren, die das so bestätigten, dass man auf diesen Rollladen verzichten könnte.

Wir sind uns aber noch unschlüssig. Nicht dass man sein Haus am Ende überall mit Rollläden ausstattet und am Ende ist das Gäste-WC die „Achillesverse“ ist, weil man da an 600 Euro sparte. Die machen den Kohl nun auch nicht mehr fett. Andererseits ist genau dieser Satz (zu häufig ausgesprochen) ein riesiger Kostentreiber. Zumal man bei jedem einzelnen Preis auch immer noch rund sechs Prozent draufrechnen muss (für Notar und Grunderwerbssteuer). Aber das können wir uns ja noch ein paar Tage überlegen…

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